ONLINE GEHEN STATT ABSAGEN

26. März 2020

BÜRGERBETEILIGUNG IN ZEITEN DER CORONA PANDEMIE

Eine kleine Tool-Vorstellung für digitale Beteiligungsveranstaltungen

Bürgerbeteiligung lebt vom Austausch zwischen Menschen. In der realen Welt ist dies im Moment wegen der Corona-Pandemie nicht möglich und auch nicht erlaubt. Uns als Allianz für Beteiligung stellt sich daher die Frage, ob es machbar ist, Beteiligungsprojekte und -prozesse in die digitale Welt zu verlegen. Wir haben ein paar niederschwellige digitale Tools ausprobiert und möchten diese kurz vorstellen. In der Hoffnung, dass wir Initiativen in Baden-Württemberg damit ermutigen, dass gedanklich schon verschobene nächste Gruppentreffen vielleicht doch stattfinden zu lassen: in digitaler Form.

Zusammen online an Texten schreiben

Da auch unser Team momentan räumlich voneinander getrennt ist, haben wir uns zum Schreiben dieses Textes für den online Texteditor „Edupad“ entschieden. Dieses einfache online Tool ist kostenlos und benötigt keine Registrierung. Bis zu 15 Personen können zeitgleich an einem Dokument arbeiten. Dazu wird die URL, also die Webadresse, des Pads benötigt. Diese wird per Mail an die Personen versendet, mit denen gemeinsam am Dokument gearbeitet werden soll. Damit erkennbar bleibt, wer was geschrieben hat, bekommt jeder Nutzer eine eigene Farbe und ordnet diese dem eigenen Namen zu.

Blogbeitrag_Bild_Online Tools
Nicht nur das Teamtreffen kann virtuell stattfinden: Mit etwas Geschick gelingt auch die Beteiligungsveranstaltung online. © AfB

Das gemeinsame Arbeitsergebnis lässt sich nach Fertigstellung auf dem eigenen PC im passenden Format speichern. Das Tool eignet sich, um zum Beispiel eine gemeinsame Agenda zu erstellen, ein Protokoll zu schreiben, Aufgaben festzuhalten usw. Für weitere Informationen über die Anwendung dieses Tools können wir folgendes Tutorial empfehlen. Angelehnt an Besprechungen und Offline-Veranstaltungen lohnt auch digital eine Agenda zur Teilnehmerführung. Edupad hilft, die Agenda gemeinschaftlich zu erstellen.

Mit der digitalen Pinnwand kommen die Teilnehmenden in den Austausch

Ein weiteres, schon etwas umfangreicheres digitales Tool ist „Padlet“. Es handelt sich hierbei um eine digitale Pinnwand. Die Person, die diese Pinnwand eröffnen möchte, muss sich zunächst mit einer Mailadresse und einem Passwort registrieren. Sie kann dann weitere Personen zur Mitgestaltung oder nur zur Einsicht der Pinnwand durch das Versenden eines Weblinks einladen. Wenn drei verschiedene Pinnwände ausreichen, dann ist die Nutzung von Padlet kostenlos. Auch für Padlet gibt es ein kurzes Erklärvideo. Mit Padlet kann auf die (digitale) Veranstaltung aufmerksam gemacht werden. Auch Adressen, Infomaterial und Ansprechpartner können vorgestellt werden. Ebenfalls möglich ist es, den Teilnehmenden einer Beteiligungsveranstaltung im Vorfeld die Möglichkeit zu geben, sich vorzustellen, ihre Ideen zu sammeln oder Fragen zu stellen.

Diese Möglichkeiten sind im Rahmen der digitalen Veranstaltung umso wichtiger, da somit Interaktion zwischen den Teilnehmenden und den Veranstaltenden zustande kommt. Wenn schon das Netzwerken in der Kaffeepause fehlt, kann man sich über die digitale Pinnwand austauschen und Gedanken festhalten. Alle Inhalte der erstellten Pinnwand können als Pdf-Dokument auf dem PC gesichert werden. Nach der Veranstaltung bietet sich Padlet dazu an, das Protokoll und weitere Materialien zur Verfügung zu stellen. Damit bleibt auch der Kontakt mit den Teilnehmenden nach Veranstaltungsende bestehen.

Sich virtuell treffen und austauschen

Mit dem Dienst „Zoom“ gelingen kleinere und größere Beteiligungskonferenzen digital. Die Nutzung ist in der Basisversion kostenlos, auf 40 Minuten pro Meeting begrenzt und benötigt die Registrierung einer Person, die dann auch das Meeting verwaltet. Diese kann dann weitere Personen zur Teilnahme einladen. Die Anwendung sollte allerdings im Vorfeld geübt werden, da es unterschiedliche Funktionen und Einstellungen zu erproben gilt. Unsere Anleitung hilft Teilnehmenden beim Zugang zum Meeting. Als Testpersonen können auch die eigenen Gruppenmitglieder fungieren. Vorteil dabei: Es besteht Gelegenheit, sich virtuell wiederzusehen und miteinander zu plaudern – vielleicht ja auch bei einem Stück Kuchen.

Mit dem Open-Source-Tool „Jitsi“ gelingt das Gruppentreffen auch online

Ein weiteres Tool, um virtuelle Meetings abzuhalten, ist „Jitsi“. Es handelt sich um ein Open Source Projekt, das ohne Registrierung im Netz genutzt werden kann. Man benötigt jedoch einen gängigen Browser wie Chrome oder Firefox. Für mobile Endgeräte gibt es eine App, die sich über Google Play oder den App Store installieren lässt. Wie bei Zoom wird ein Meeting eröffnet und ein Link zum Meeting an die Teilnehmenden versendet. Wenn eine Gruppe eine eigene Webseite betreibt, ist es mit einem gewissen IT-Knowhow möglich, einen eigenen Jitsi-Meetingraum in die Homepage einzubauen.

Wer sich noch eingehender mit dem Thema „online gehen statt absagen“ auseinandersetzen möchten, kann ein Webinar zum Thema besuchen. Beispiele wie ein online Seminar vom 24.03.2020 gibt es mittlerweile einige im Netz. Diese Online-Veranstaltung ist mit Zoom durchgeführt worden. Der Fokus des online Seminars liegt auf Bildungsveranstaltungen. Wir sind aber der Meinung, dass viele der Inhalte und Vorschläge auch auf Bürgerbeteiligungsveranstaltungen übertragen werden können. Beispielgebend ist die stetige Einbindung der Teilnehmenden mit Formaten wie Kleingruppenchats durch die Veranstaltung hindurch. Ebenso das Hinzufügen von Untertiteln zu den Dialogen, um eine möglichst breite Beteiligung zu erreichen.

Online wie offline gilt: Datenschutz geht vor

Eine Frage, die uns beim Thema Digitalisierung brennend beschäftigt, ist der Datenschutz. Wie finde ich heraus, welche Daten ein Tool, eine Software oder eine Website sammelt und was mit den Daten gemacht wird? In diesem YouToube-Video finden sich wichtige Hinweise und Anregungen zu dieser Fragestellung. Die im Video erwähnte Liste zu sicheren Tools steht zum Download neben diesem Blogbeitrag.

Unser Fazit:

Digitale Instrumente ersetzen zwischenmenschliche Begegnungen und Austausch nicht vollständig, sondern sie ergänzen diese. Da der direkte und persönliche Kontakt im Moment nicht möglich ist, sehen wir die aktuelle Corona-Pandemie und die damit verbundene Ausnahmesituation als Chance, sich mit Digitalisierung im Feld der Bürgerbeteiligung auseinanderzusetzen. In der Bildungsstudien PIAAC (PISA für Erwachsene) schneiden Deutsche vor allem in der digitalen Kompetenz im Vergleich zu anderen Ländern unterdurchschnittlich ab.

Die Zukunft unserer Gesellschaft wird allerdings (auch) digital sein. Und auch bei der Digitalisierung gilt: ich kann sie über mich ergehen lassen oder ich gestalte mit. Wir als Allianz für Beteiligung möchten gerne auch digital mitgestalten – aber mit Augenmaß. Daher gilt für uns: digitale Tools ausprobieren, sich kritisch damit auseinandersetzten und diskutieren. Als Team und zusammen mit dem Netzwerk. Wir freuen uns jederzeit, über Ideen, Anregungen oder konkrete Beispiele aus dem Land.