Sensitivity Reading – mehr Sichtbarkeit, weniger Ausschluss!

3. April 2025

Teil vier der Reihe „Breite Beteiligung Konkret!“ nimmt das Thema „Sensitivity Reading“ in den Fokus

Fast jede Beteiligungsveranstaltung beginnt mit einer Einladung, egal ob an Zufallsbürger*innen, an eine Gruppe von Stakeholder oder an alle Einwohner*innen einer Ortschaft. Dass Sprache eine große Bedeutung hat, ist vielen Menschen mittlerweile bewusst. Dass mit ihr – häufig unbewusst – Gruppen von Menschen durch einzelne Worte oder Redewendungen ausgeschlossen werden, das findet noch zu wenig Beachtung.

Um möglichst zu verhindern, dass Menschen durch die Verwendung bestimmter Wörter oder Schriftsetzungen ausgeschlossen werden und stärker für Sprache zu sensibilisieren, ist der Bereich des „Sensitivity Reading“ entstanden. In einem weiteren Teil unserer Veranstaltungsreihe „Breite Beteiligung Konkret!“ gab uns Referent Aşkın-H. Doğan Einblicke in diesen Bereich.

Die Tätigkeit des „Sensitivity Readers“ ist ein noch junges (Berufs-)feld. Der Begriff selbst kommt aus dem angelsächsischen Raum und wird seit ein paar Jahren auch verstärkt im deutschsprachigen Raum verwendet.

Sensitivity Reader muss sich auch mit dem jeweiligen Diskurs auskennen

Was muss ein Sensitivity Reader mitbringen? Empathie ist hier zweifellos eine Schlüsselvoraussetzung, um diesem Beruf nachgehen zu können. Laut Aşkın-Hayat Doğan, dem Referenten unserer Veranstaltung, stellt auch die persönliche Betroffenheit einen wichtigen Faktor dar, jedoch reiche diese nicht aus: Vielmehr müsse ein Sensitivity Reader den jeweiligen Diskurs gut kennen, zum Beispiel jenen über Queerness, antimuslimischen Rassismus oder Leben mit Behinderung(en). Bei 80 Prozent der Arbeit gehe es laut Doğan darum, Begriffe und deren Bedeutung zu erklären. So werden problematische Begriffe in Texten nicht nur gekennzeichnet, sondern die Verfasser*innen auch mit entsprechenden Hintergrundinformationen zu deren Verwendung versorgt und auf diese Weise sensibilisiert. Dieses Vorgehen unterscheide die Tätigkeit auch von der einer Lektorin oder eines Lektors.

Es existieren mittlerweile auch in Deutschland einige Agenturen, die diese Art von Dienstleistungen anbieten. Ein einheitlicher Kostensatz, wie es ihn zum Beispiel für Gebärdensprach-Dolmetscher*innen gibt, existiert dem Referenten zu Folge (noch) nicht. Anmerkungen eines „Sensitivity Readers“ für den eigenen Text müssen nicht angenommen werden.

Motto: keine Angst vor eigenen Fehlern

Wichtig wie in vielen Lebensbereichen ist auch hier: Nicht aus Angst vor Fehlern lähmen lassen! Der Weg zu einer gerechteren Sprache, die nicht ausschließt, sondern inklusiv ist, gleicht einem Langstreckenlauf. Im ersten Schritt hilft es bereits, sich selbst darüber klar zu werden, dass Sprache oft mehr transportiert als es im ersten Moment scheinen mag. Vielleicht nehmen Sie sich erstmal einzelne Begriffe vor und überlegen gemeinsam mit anderen, welche Bedeutung mit diesen einhergehen. Je tiefer man jedoch im jeweiligen Text in ein Thema einsteigen möchte, lohnt wie auch in anderen Bereichen die Hinzuziehung einer Expertin oder eines Experten.

Mögliche Nachschlagwerke sind zum Beispiel auf folgenden Seiten zu finden:

 

Eine Aufzeichnung des gesamten Vortrags finden Sie auf unserem YouTube-Kanal (Direktlink).

Ein herzlicher Dank geht nochmals an den Referenten Aşkın-H. Doğan sowie an alle Teilnehmenden, die durch ihre Beiträge die Veranstaltung bereichert haben.