Alles digital – oder doch nicht?
Das Berliner Institut für Partizipation hat in einer Studie untersucht, wie sich die Corona-Pandemie auf die Prozesse der Bürgerbeteiligung ausgewirkt hat.
2020 wurden wir alle von Corona überrascht. Die Empfehlungen der Expert*innen lauteten schnell: Rückzug und direkte soziale Kontakte minimieren, wenn nicht gar vollständig einzuschränken. Und so fanden wir uns in einer neuen, teils unbekannten, Welt wieder: Überwiegend Zuhause und am Bildschirm.
Dies hat sich auch auf die Maßnahmen und Planungen im Bereich Bürgerbeteiligung ausgewirkt. In einer ersten Umfrage (Download-Link) des Berlin Instituts für Partizipation zeigt sich: dass die Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen zu einer abrupten Unterbrechung laufender Prozesse und Projekte führte. Diese Auswirkungen waren nicht von kurzer Dauer, sondern führten dazu, dass Prozesse nicht nur abgesagt, weit nach hinten verschoben wurden, sondern gar ganz abgesagt bzw. nicht neu geplant wurden.
Nach einem Jahr wurde die Umfrage wiederholt (Download-Link). Ziel war es, herauszufinden, wie die Akteure mit den neuen Umständen umgegangen sind und welche Veränderungen herbeigeführt wurden. Es zeigt sich, dass viele Beteiligungsprozesse in den digitalen Raum verlagert wurden. Es zeigt aber auch, dass dies nur in sehr beschränktem Umfang möglich ist.
Die drei zentralen Botschaften der beiden Studien lauten deshalb:
- Beteiligungslücke
Die Auswertung beider Umfragen zeigt, dass vielerorts Beteiligungslücken entstanden sind. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass die bisherigen geplanten Projekte als analoge Prozesse konzipiert waren, welche in Folge der Pandemie abgesagt wurden. Aufgrund der unklaren Planungslage wurden viele Prozesse auch nicht wieder aufgegriffen.
- Digitalisierungsimpuls
Die Pandemie hat der Digitalisierung und der Nutzung von digitalen Beteiligungsformaten einen Aufschwung bereitet. Es zeigt sich, dass die Nutzer*innen ihre technischen Kompetenzen weiterentwickelt haben. Eine Vielzahl an Kommunen planen den Ausbau ihrer digitalen Beteiligungsstrukturen. Folglich wird der virtuelle Raum auch nach Corona noch fester Bestandteil der Beteiligungslandschaft bleiben.
- Analoge Beteiligung bleibt wichtig
Die Corona-Pandemie hat den digitalen Beteiligungsformaten einen Aufschwung gegeben. Es zeigt sich aber, dass digital weiterhin nicht alleininger Bestandteil der Projekte und Prozesse von Beteiligungsverfahren sein kann. So sieht die Mehrheit der Befragten die Zukunft in der Verknüpfung beider Formate. »Eine grobe Unterteilung lautet dabei wie folgt: Digitale Formate überzeugen vor allem, wenn es um die asynchrone, transparente Informationsbereitstellung und -vermittlung im Rahmen strukturierter Formate zu fixierten Themen geht. Analoge Formate haben ihre Stärken in Kontexten, bei denen vertiefender, dialogischer Austausch und Vertrauensbildung im Vordergrund stehen.«