Corona – seine Folgen und Lehren für Senior*innen

GenerationenTreff Ulm/Neu-Ulm e.V.

Mitten in der Corona-Pandemie ist in den beiden Nachbarstädten Ulm und Neu-Ulm ein einzigartiges Beteiligungsprojekt im Rahmen der „Nachbarschaftsgespräche“ entstanden. Nach den ersten Erfahrungen in und mit der pandemischen Lage hat der gemeinsame GenerationenTreff (GT) der beiden schwäbischen Städte ein Corona-Forum initiiert, das sich speziell mit den stark von der Pandemie betroffenen Seniorinnen und Senioren beschäftigt. Senioren-Organisationen hatten – wie auch viele weitere zivilgesellschaftliche Akteure – ganz besonders unter den Einschränkungen in der Pandemie zu leiden.

Für Schach-Enthusiasten entschied zeitweise die Zugehörigkeit zum Bundesland, ob noch gemeinsam gespielt werden konnte

Mitgliederschwund, temporäres Brachliegen aller Aktivitäten und der Verlust der Bindung zu den verbliebenen Mitgliedern sind nur eine Auswahl einer breiten Problem-Palette, mit der sich Engagierte plötzlich konfrontiert sahen. In und um Ulm herum kam die reizvolle wie aber auch anspruchsvolle Lage der Städte in zwei verschiedenen Bundesländern hinzu. Waren schon die stetig wechselnden Regelungen in einem Bundesland nicht immer einfach zu greifen, mussten die Ulmer Engagierten Regelungen aus den Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg jeweils auf den Ausrichtungsort der Aktivität ausrichten, bei häufig nicht gleich lautendem Regelwerk. Was zum Beispiel für Schachspielfreunde auf der einen Seite der Stadtgrenze eine Spielmöglichkeit in gemeinsamer Runde bedeutete, konnte sich beim Gang über die Stadtgrenzen diese Möglichkeit wieder erübrigen.

Um diese und weitere Erfahrungen von Senior*innen aufzunehmen und Verbesserungspotenzial für mögliche kommende Krisen herauszufinden, bildete sich das Ulmer Corona-Forum. Unter externer Moderation kamen die bunt gemischten Teilnehmenden, die verschiedene Organisationen der Seniorenarbeit und themennahe Verwaltungsabteilungen beider Städte vertraten, mehrmals in einem Zeitraum von rund einem dreiviertel Jahr zusammen. Zeitweise auch im digitalen Raum. Dabei lag der Fokus des Formats nicht so sehr auf den speziellen Bedürfnissen einer Einrichtung, sondern vielmehr auf dem Dialog und dem Austausch der insgesamt 30 Teilnehmenden untereinander.

Engere Zusammenarbeit in der Doppelstadt soll Krisen-Resilienz vor Ort stärken

Schlussendlich ist ein beeindruckendes Abschlussdokument entstanden, das praktische Hinweise für die Bewältigung künftiger Krisen beinhaltet. Insgesamt 24 Lösungsvorschläge konnten den Vertreterinnen der beiden Kommunen übergeben werden. Grundtenor: Es sei auch zukünftig mit ähnlichen weiteren Krisen und Notfällen zu rechnen, wie aktuell der Ukraine-Krieg und seine Folgen zeige. Dafür müsse vor Ort noch mehr Resilienz entstehen durch eine noch engere Zusammenarbeit von zivilgesellschaftlichen Organisationen und Vertreterinnen der Ulmer Kommunalverwaltungen. Dass beide Seiten häufig unterschiedlichen Handlungslogiken folgen, muss keine Schwäche sein. Vielmehr könnten sich beide Seiten mit ihren Stärken unterstützen.

Gerade zivilgesellschaftliche Organisationen hätten in der Krise durch äußerst rasches Handeln die negativen Auswirkungen der Pandemie stark abgefedert. So folgern auch die Verwaltungsvertreter der beiden Ulmer Städte: „Es ist und bleibt eine Notwendigkeit und eine Herausforderung gleichermaßen, vorhandenes Potenzial der Zivilgesellschaft zu erkennen, dies in städtischen Planungen zu berücksichtigen und einzubeziehen. Dafür sind ein ständiger Dialog und eine kontinuierliche Zusammenarbeit zentral.“

Das Corona-Forum war ein eindrücklicher Beweis, wie diese Worte bereits in praktisches Handeln überführt werden konnten.