Über die Impfpflicht wird geslammt!
Beim Format demoSlam wird in Dunningen-Lackendorf ein ganz neuer Weg gewählt, kontroverse Themen zu diskutieren
Sonntagabend, 17 Uhr im Gasthof Krone in Dunningen-Lackendorf. Das klingt erst einmal wie eine relativ profane Verabredung zwischen ein paar Freunden. Doch weit gefehlt. In Lackendorf, einem Ortsteil von Dunningen im Landkreis Rottweil, wurde geslammt. Und das ziemlich politisch.
Zum demoSlam wurde in die ehemalige Gastwirtschaft geladen. Das Format ähnelt dabei dem Poetry Slam. Die Slammer treten jedoch nicht mit poetischen Botschaften an das Publikum heran, sondern mit durchaus politischen. Beim demoSlam bringen die Slammer ihre Haltung zu einem bestimmten Thema auf die Bühne. Und das ganz ohne Theorien oder Statistiken um sich zu werfen, wie man es aus so vielen Diskussionen leidig gewohnt ist. Es geht vielmehr um die persönliche Position zu einer Thematik und wie diese entstanden ist. Dabei wird auf der Bühne auch sehr Persönliches preisgeben, womit eine Meinung aber noch einmal in einem ganz anderen Licht erscheint.
Dunningen ist der demoSlam-Vorreiter in Baden-Württemberg
Der Slam in Dunningen war erst der zweite seiner Art in Baden-Württemberg. Schon die Premiere richtete der Verein Feministisches Dorfgeflüster vor Ort aus. Und auch bei der zweiten Auflage blieb man in Dunningen und schaffte gemeinsam mit der Katholischen Erwachsenenbildung im Kreis Rottweil einen heimeligen Rahmen im urigen Krone-Saal.
Die beiden Slam-Themen des Abends versprachen diesen Rahmen aber durchaus herauszufordern: Corona und Gendern. Zwei Themen, zu denen wohl jeder im Familien- und Freundeskreis bereits mehr oder weniger erfreuliche Diskussionen geführt hat. In der Krone schlossen sich nach den Slams auf der Bühne, bei denen die Protagonisten jeweils bewusst auf Szenen einer Alltagssituation setzten, sehr intensive und nachdenklich stimmende Diskussionen an.
Bildquelle: Feministisches Dorfgeflüster e.V.
Fotografin: Ilona Maier
Der Ablauf von demoSlam sieht es vor, dass nach dem rund zehnminütigen Slam eine Diskussion zum Thema mit dem Publikum beginnt. Keine Wertung einer Position steht im Vordergrund, sondern die eigene Sichtweise und deren Entstehung. Gerade beim Thema Corona entspannte sich so ein sehr beeindruckender, ehrlicher Austausch. Dass sehr viele Verletzungen in den Zeiten der Pandemie entstanden sind, das war nach der Diskussion für alle im Raum greifbar. Den Anderen in der Diskussion darüber nicht verurteilt zu haben, dieses Gefühl minderte die Schwere im Raum, die die sehr persönlich gehaltenen Beiträge aus dem Publikum im ersten Moment auslösten.
Sich wieder einmal uneingeschränkt zuzuhören: das fanden die rund 40 Gäste gewinnbringend
In der Schlussrunde zum Fazit des Formats, durch das Moderator Ivo Pietrzak sehr achtsam führte, wurde viel Lob der Besuchenden verteilt. Sich wieder einmal uneingeschränkt zuzuhören, Positionen von anderen intensiv zu durchdenken und vielleicht sogar eine Facette davon für die Zukunft mitzunehmen, das fanden viele der rund 40 Personen sehr gewinnbringend.
Wir bedanken und bei den Organisationen des Feministischen Dorfgeflüsters aus Dunningen und MAGNET – Werkstatt für Verständigung, die das Format demoslam aus der Taufe gehoben haben, für die Einladung. Optimistisch wurde zum Ende auch schon von einer nächsten Auflage des Formats vor Ort gesprochen, das an diesem Abend durch eine Förderung im Förderprogramm Beteiligungstaler erst möglich wurde.
Unabhängig davon welche Themen dann auf die Bühne gebracht werden. Bei einer Fortsetzung werden sicher einige Besucher aus der Krone wieder vorbeischauen.