Auf Projektbesuch mit Frau Bosch im Begegnungsraum Stuttgart

29. März 2023

Mit der Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung vor Ort

Barbara Bosch, Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung in Baden-Württemberg besuchte zur Chai-Zeit den Begegnungsraum e.V. – ein Treffpunkt für Geflüchtete und der Stadtgesellschaft in Stuttgart Mitte. Das Format Chai-Zeit (als Chai bezeichnet man Tee in asiatischen und osteuropäischen Sprachen) bietet für Zugewanderte und Alteingesessene, für Gäste und Multiplikatoren*innen des Begegnungsraum die Möglichkeit miteinander zu reden, zu spielen und Tee in einer ungezwungener Atmosphäre zu trinken. Große Fenster im Raum gewähren direkte Einblicke in das offene Wohnzimmer, machen neugierig und laden zum Mitmachen ein. Eine gute Gegebenheit für Frau Bosch die Begegnungsstätte als Gast kennenzulernen und in Erfahrung zu bringen, wie die Idee des Gebäudes entstanden ist, wie aus einem Konzept ein über die Jahre erfolgreich funktionierender Treffpunkt aufgebaut wurde und was dessen Erfolgsrezept ist.

Der Begegnungsraum wurde auf dem Grundstück der Systemunterkünfte in der Breitscheidstraße und in der Nähe zum Universitätscampus 2017 realisiert. Die Räumlichkeiten der Unterkünfte bieten wenig Privatsphäre und kaum Möglichkeiten für Gemeinschaftsflächen. Hier erhalten die Geflüchteten die Möglichkeit, sich an der Planung von Programminhalten aktiv zu beteiligen. Der Begegnungsraum wurde gemeinsam von Studierenden, Geflüchteten und Engagierten mit „viel Herz“ aus natürlichen Materialien wie Holz und Lehm gebaut und dient seitdem den Bewohner*innen als erweitertes Wohnzimmer sowie als Treffpunkt zum Austausch. Die Angebote umfassen offene Formate wie Chai-Zeit, Konzerte, Filmvorführungen, digitale Gesellschaftsspiele sowie auch gezielte Hausaufgabenbetreuung, handwerkliche und künstlerische Projekte.

Adelheid Schulz, die Geschäftsführung und Neamatullah Barekzahi, Gründungsmitglied des Vereins, kamen mit Frau Bosch vor Ort ins Gespräch. Herr Barekzahi lebte während der Bauphase als Geflüchteter in der Unterkunft und half bei der Fertigstellung des Holzpavillons mit. Die Wände aus Stampflehm wecken die Erinnerungen an seine Heimat Afghanistan. Er bewundert die Hilfsbereitschaft rund um die Begegnungsraum- Initiative aus Überzeugung heraus, schätzt das „Zuhause-Gefühl“ und das gegenseitige Kennenlernen der Kulturen im Begegnungsraum. Ganz praktisch diente der Raum für ihn häufig als wichtiger Rückzugsort zum Lernen und als Wohnzimmer für Gäste. Heute engagiert sich Neamatullah Barekzahi als Stellvertretender Vorstandsvorsitzender im Verein, um diesen Ort für weitere Begegnungen und Vernetzung zwischen Alteingesessenen und Zugewanderten zu erhalten.

Frau Schulz bezeichnet den Begegnungsraum als eine „Tür in die Gesellschaft“, einen angebotsfreien Raum für verschiedene Ideen in dem die Chanen in Möglichkeiten umgewandelt werden. Die Stärkung des Zusammenhalts einer vielfältigen Gesellschaft erfolgt über unterschiedliche Angebote und Formate im Begegnungsraum. Dabei stehend die Gemeinsamkeiten im Fokus und nicht die Unterschiede. Das Vereinsteam braucht einen langen Atem bei der Umsetzung von Projekten sowie eine gesicherte hauptamtliche Struktur und Grundfinanzierung. Die Menschen, die Bedarfe, auch die Welt ändern sich mit der Zeit.

Die Allianz für Beteiligung e.V. begleitete das Projekt über die Jahre hinweg und unterstützte den Begegnungsraum an verschiedenen Stationen, zuletzt im Rahmen des Programms „Gut Beraten!“ zur Klärung der Organisationsstruktur und zur Gründung des Vereins sowie im Programm „Beteiligungstaler“  für die Öffentlichkeitsarbeit.