6. Landesfachtag Quartiersentwicklung
Es ist ein sonniger Vormittag in Stuttgart. Aus ganz Baden-Württemberg sind Menschen angereist, die in ihren Quartieren aktiv sind, um sich untereinander zu vernetzen, sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Auch wir sind mit dabei!
Der inzwischen 6. Landesfachtag Quartiersentwicklung, der vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg gemeinsam mit der Familienforschung Baden-Württemberg veranstaltet wird, ist in diesem Jahr auf zwei Tage aufgeteilt. Bereits im Mai fand der erste Teil statt: Beim digitalen Auftakt Stand die Wissensvermittlung und die Vorstellung von Best- Practice Beispielen im Vordergrund. Aus den Rückmeldungen des digitalen Fachtags wurden die Schwerpunkte des analogen Fachtags im Juli bestimmt, bei dem die Vernetzung und der Austausch untereinander im Mittelpunkt stehen soll.
Nach einer Begrüßung und einem Fachvortrag zum Thema „Erfolgreiche Quartiersentwicklung durch intersektorale Vernetzung“ können die Teilnehmenden sowohl vormittags als auch nachmittags an je einem von sechs Impulsräumen teilnehmen.
Spannende Stunden in den Impulsräumen
Einen der Impulsräume gestalten wir von der Allianz für Beteiligung. In beiden Runden finden sich jeweils etwa 50 Personen zusammen, die sich näher zum Thema „Gewinnung und Aktivierung von Ehrenamtlichen“ austauschen möchten. Mit der Methode des Denkraum widmet sich die Gruppe immer zwei konkreten Fragestellungen gleichzeitig, die von den Teilnehmern eingebracht werden. Vormittags beschäftigen wir uns mit den Fragen, wie Haupt- und Ehrenamt im Quartiersmanagement gut zusammenarbeiten können und wie Engagement als sinnstiftend und machbar kommuniziert werden kann, sodass Menschen Verantwortungspositionen im Ehrenamt übernehmen. Die Mitdenkenden haben viele Ideen und Anmerkungen zu den Fragestellungen. Schlagworte, die immer wieder genannt werden, sind: Anerkennung, Wertschätzung und gute Kommunikation. Kreative Ideen regen weitere Planungen an. Müssen Strukturen so umgebaut werden, dass punktuelles Engagement ermöglicht wird? Ist eine Vorstandschaft im Team denkbar oder müssen sogar gesetzliche Regelungen im Ehrenamt verändert werden? Welche Aufmerksamkeiten drücken die Wertschätzung am besten aus und wie können die Fähigkeiten und Potentiale der Ehrenamtlichen bestmöglich eingesetzt werden, sodass ein gutes Miteinander ermöglicht wird?
Nachmittags geht es um die Fragen, wie zum einen junge Menschen, aber auch junge Senioren*innen für das Ehrenamt gewonnen werden können. Hinweise hierzu sind zielgruppenspezifische Ansprache, die Bedürfnisse der Menschen wahrnehmen und auch für die Ehrenamtlichen einen Mehrwert darstellen. Braucht es vielleicht eine Kinderbetreuung oder Ehrenamtsbotschafter*innen? Sind Influencer*innen eine gute Idee oder erreicht man die Menschen besser über gemeinsame Stammtische?
Alle Ideen werden in der Dokumentation breitgestellt, die demnächst auf der Seite der Landesstrategie Quartier 2030 veröffentlicht wird.
Ein weiterer Impulsraum beschäftigt sich mit der Fragestellung der Zwischennutzung von Leerständen im Quartier als Chance für kreative Begegnungsorte. Flexible und befristete Nutzungen bringen viele positive Effekte für die Stadtentwicklung. Zum einen wird der Verfall von leerstehenden Gebäuden verhindert und die Steigerung der öffentlichen Aufmerksamkeit der Immobilie erzeugt, zum anderen werden neue Nutzungen risikoarm temporär erprobt und dadurch innovative Begegnungsräume für kulturelle Belebung geschaffen.
NEXT Mannheim: ein Projekt mit Beispielcharakter
Ein gelungenes urbanes Beispiel bildet NEXT MANNHEIM – ein Startup-Ökosystem für urbane Innovation. Die Tochtergesellschaft der Stadt Mannheim widmet sich der Stadtentwicklung sowie Kultur- und Kreativwirtschaft. Das Gründungszentrum NEXT MANNHEIM betreibt eine Plattform STARTRAUM MANNHEIM mit dem Raumangebot auf Zeit für Gründer*innen, Kreative und Künstler*innen. Zurzeit wird diese Webseite zur Vermittlung des Wohnraums für Geflüchtete genutzt. LANGE NACHT DER INNOVATION, STRASSENMUSIKFESTIVAL, KULTURRAUM Aktionen, Austauschformate und vieles mehr gehören ebenfalls zum Portfolio dazu (www.next-mannheim.de). Der kreative Umgang mit der Zwischennutzung von Leerständen ermöglicht die Gestaltung von Quartieren und die Erhöhung der Lebensqualität vor Ort.
Der Beteiligungstaler als Teil der Landesstrategie
Nachdem die spannenden Ergebnisse der einzelnen Impulsräume herausgearbeitet und vorgestellt wurden, rundet Minister Manne Lucha die Veranstaltung ab. In einem Interview, geführt durch Adrienne Braun von der Stuttgarter Zeitung, geht dieser auf verschiedene Themenfelder, die das Thema Quartiersentwicklung und die “Strategie 2030 – Gemeinsam.Gestalten.” betreffen, ein. In diesem Kontext verkündet Minister Lucha die Aufnahme eines weiteren Förderprogrammes in die Landesstrategie: Mit Hilfe des Beteiligungstalers können künftig auch Ideen aus den unterschiedlichen Bereichen der Quartiersentwicklung finanziert werden. Von Maßnahmen zur Etablierung eines Begegnungsortes über Veranstaltungen zur Vernetzung innerhalb eines Quartiers und Formaten, die das Zusammenleben verschiedener Generationen im Quartier thematisieren bis hin zu Projekten, die nachbarschaftliche Unterstützungsstrukturen aufbauen. Der Beteiligungstaler der Allianz für Beteiligung ist im Themenschwerpunkt Quartiersentwicklung somit fortan Teil der Strategie „Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestalten.“ und wird vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration aus Landesmitteln finanziert, die der Landtag von Baden-Württemberg beschlossen hat.
Die Allianz für Beteiligung freut sich, dass Profil des Förderprogrammes damit weiterentwickeln zu können. Dadurch ergeben sich weitere Möglichkeiten der Sachkostenförderung für zivilgesellschaftliche Initiativen und Projekte. Informationen zum Programm sowie Antragsunterlagen finden sich hier, die Antragsstellung ist weiterhin fortlaufend möglich.